CD-Rom mit 3500 Fotos aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, 800 Bilddateien Geschriebenes und Gedrucktes, einem ausführlichem Einführungstext, Inhaltsverzeichnis, Literaturverzeichnis und ca. 200 Links ins Internet, Preis 18,00 zuzüglich Versandkosten.
Rußland:
Halbkettenfahrzeug mit Geschütz im Schlamm
(Kurze Zusammenfassung)
Seit etwa 1930 war das Fotografieren in Deutschland dank sinkender Preise und vereinfachter Technik für große Teile der Bevölkerung möglich geworden. Hunderttausende von Soldaten hatten seit 1939 einen Fotoapparat und Filme im Marschgepäck dabei. Das private Fotografieren wurde offiziell propagiert als eine Brücke zwischen den Soldaten und ihren Angehörigen. Auch für Heldenchroniken der Einheiten wurde das Fotografieren der Soldaten gefördert, wurden Fotowettbewerbe ausgeschrieben. Der wirkliche Kriegsalltag war dabei natürlich ausgeblendet. Vorschriften sollten den Gebrauch der Fotos durch den Gegner verhindern, größte Zurückhaltung war angemahnt. Tatsächlich wurden diese Vorschriften in der Wehrmacht außer bei der Marine nur sehr locker gehandhabt.
Ästhetik und Bildauswahl der fotografierenden Soldaten waren entscheidend beeinflußt durch die veröffentlichten professionellen Vorlagen in Zeitschriften, auf Postkarten u.a. Die Sicht auf die Feinde war bestimmt durch die eigenen Vorurteile. Diese Klischees vor allem gegenüber den Menschen im Osten reichen mindestens bis ins frühe 19. Jh. zurück. Die rassistische Propaganda der Nazis konnte darauf aufbauen. Und so fanden sich gemeinsame Stereotype bei Nationalsozialisten, Christen, Unpolitischen und sogar Gegnern des Regimes.
Den größten Teil des Fotomaterials machen wie bei privaten Aufnahmen immer die Eigenbilder aus: Aufnahmen von sich selbst und den Menschen, mit denen man zusammen lebt, hier also die Kameraden als einer Art Ersatzfamilie. Gerne fotografierte man sich bei den verschiedenen soldatischen Tätigkeiten, mit Ausrüstung und Kriegsgerät, um das Ungewohnte der Situation für die Erinnerung und für die Angehörigen zu Hause festzuhalten. Alle diese Fotos sollten den Zuhausegebliebenen signalisieren, daß es einem gut ging und sie sich keine Sorgen zu machen brauchten. Dasselbe gilt auch für Aufnahmen aus der Freizeit, von der Essensbeschaffung und Körperpflege, aus den Unterkünften und von Feiern der Soldaten. Viele dieser Fotos stellen das Soldatenleben fast wie eine Art Urlaub, als militärischen Betriebsausflug, als eine Art Männerlandverschickung dar.
Wie Urlaubsfotos erscheinen auch viele Fotos aus den besetzten Ländern. Man fotografierte die örtlichen Sehenswürdigkeiten nach Baedeker bzw. sich davor, im Osten vermehrt Landschaften und die dörfliche Welt. Fotos von Einheimischen in den besetzten Ländern zeigen (vor allem im Osten und auf dem Balkan) folkloristisch interessante, pittoreske Volkstypen, Armut und Primitivität, nicht viel anders als Touristenfotos heute auch. Man darf jedoch unser Empfinden bei den Fotos nicht auf deren damalige Autoren und Besitzer übertragen. Das zeigt sich an den Kommentaren und Bildunterschriften, die deutlich stärker als bei Fotos des 1. Weltkriegs die eigene Überlegenheit und mehr oder weniger deutlich die Unterlegenheit bis Minderwertigkeit der anderen herausstellen. Die Aufnahmen entstanden nicht aus unvoreingenommener Neugier, sie dienten vielmehr der Bestätigung der eigenen Vorurteile, waren auf den Film gebannte Feindbilder im Kopf.
Rußland,
Gefangene Partisanen. Nach 5 Minuten wurden sie erschossen
Ähnlich verhält es sich auch bei Aufnahmen von Kriegsgefangenen. Im Vordergrund stand das Gefühl der Überlegenheit. Besonders die Soldaten der Sowjetarmee galten als rassisch und moralisch minderwertig, die Fotos oder auch nur die Kommentare dazu sollten das belegen. Besonders gern wurden rassisch andersartige, die man für minderwertig ansah, fotografiert. Fotos von Kriegsgefangenen drückten darüber hinaus die Erleichterung aus, daß von diesen Gegnern nun keine Gefahr mehr ausging. Die eigene Überlegenheit und die ausgeschaltete Gefahr demonstrieren auch die zahlreichen Fotos von zerstörtem feindlichen Kriegsgerät. Und selbst die Fotos zerstörter Orte und Häuser im Land des Gegners wurden zum Teil mit einem Gefühl des Triumphes aufgenommen.
Gefallene und Tote kamen nur eher selten ins Bild. Gefallene der eigenen Seite waren ganz Tabu, Tote in deutscher Uniform waren dem eigenen möglichen Schicksal zu nahe. Die Fotos toter Feinde enthielten neben der üblichen Sensationslust auch das Gefühl der Erleichterung über eine ausgeschaltete Gefahr. Der Tod deutscher Soldaten kam nur indirekt, durch die zahlreichen Aufnahmen von Bestattungen und Soldatenfriedhöfen und gräbern ins Bild. Solche Fotos wurden als letzte Erinnerung für die Angehörigen angefertigt. Eine besondere Kategorie sind Aufnahmen von Kriegsgreueln, Hinrichtungen, Erschießungen und Leichenbergen. Hier sind die Kommentare besonders aufschlußreich für die Haltung des Fotografierenden.
Der größte Teil der Soldatenfotos stammt aus den Jahren 1939 bis 1942. Ab 1943 wurde nur noch wenig fotografiert.
Filme und Fotomaterial waren knapp, die Siegeseuphorie, die das Fotografieren sehr ermuntert hatte, war den meisten gründlich vergangen.
Flugzeug
wird betankt
Die privaten Fotos des zweiten Weltkriegs sind Indikator und Ausdruck der vorherrschenden Geisteshaltung, indem sie die zeitgenössische Wahrnehmung exemplarisch abbilden. Die Fotos zeigen Bewußtsein und Mentalität von Millionen deutscher Soldaten im Krieg, sind ein wichtiges Zeugnis für die Kriegserfahrung des kleinen Mannes, seine ihm selbst oft nicht einmal bewußte Beeinflussung durch die Nazi-Ideologie. Sie sind damit nur zum Teil Abbild der Wirklichkeit. Fotos, die alternative Sichtweisen zeigen, sind selten.
Die Masse der in Deutschland aufgenommenen Fotos waren die üblichen Familienaufnahmen, die nun auch der Verbindung zwischen den Soldaten und ihren Angehörigen dienen sollten. Häufig sind Fotos der Kriegshochzeiten. Besonderes Interesse verdienen Aufnahmen der Fliegerschäden als Folgen des Luftkrieges. Solche Aufnahmen wurden bis 1942 noch in der Presse verbreitet, dann wegen ihrer befürchteten demoralisierenden Wirkung nicht mehr veröffentlicht. Privatleuten war zwar das Fotografieren militärisch relevanter Anlagen, nicht aber das Aufnehmen von Schäden an Privathäusern verboten. Tatsächlich hielten aber alle Zeitgenossen derartige Aufnahmen für irgendwie verboten, auch wenn es keine gesetzliche Grundlage für ein derartiges Verbot gab. Trotzdem verfolgte die Gestapo gelegentlich private Trümmerknipser und trug damit zur erwünschten Unsicherheit bei. Dementsprechend vorsichtig und konspirativ verhielten sich dann die meisten, die solche Aufnahmen machten.
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